Achtsame Führung: Modetrend oder Fundament zukunftsfähiger Organisationen?

Die erste Antwort auf die Titelfrage lautet: es kommt drauf an. Das heisst: Diejenigen Unternehmen und Organisationen, welche auf den aktuellen Trend der Achtsamkeit aufspringen, um in erster Linie „In oder dabei“ zu sein oder weil sie sich erhoffen, dass die Mitarbeitenden so noch mehr Druck und Belastung aushalten und dennoch ihre Leistung hoch halten können, werden höchstens kurzfristig davon profitieren.

Denn, praktizierte Achtsamkeit des einzelnen kann potentiell durchaus den Stress reduzieren. Längerfristig jedoch wird Achtsamkeit – verstanden als weiteres Führungstool – weder funktionieren noch einen spürbaren Unterschied machen.

Diejenigen hingegen, welche ernsthaft daran interessiert sind, Achtsamkeit als Qualität in die Unternehmenskultur zu integrieren und damit offen zu sein für die zu Beginn noch nicht bekannten konkreten Auswirkungen, haben eine reale Chance am Ende reich beschenkt zu werden. Vielleicht gerade weil sie erkennen, dass diese Qualität nicht durch den Druck einer festen Erwartung entsteht.

Achtsame Führung heisst, die Qualität der Achtsamkeit in das alltägliche Denken und Handeln zu integrieren und sie nicht getrennt davon zu behandeln. Das ist anspruchsvoll, weil die bekannten Gewohnheiten oft stärker sind.
Es braucht Mut mitten im hohen Tempo des beruflichen Alltags sich und andere zu einer „Pause“ zu einem Unterbruch des Tuns einzuladen um innezuhalten.
Es ist ungewohnt etwa die Teilnehmenden einer Sitzung auf das „Jetzt“ zu fokussieren oder alle darauf aufmerksam zu machen, dass die meisten abgelenkt sind und sich nicht gegenseitig richtig zuhören.
Achtsamkeit beginnt schon damit, solche Momente überhaupt zu erkennen und das immer wieder.

Wer sich also ernsthaft auf Achtsamkeit in der Führung einlässt, braucht Mut und innere Überzeugung, zudem viel Geduld, wenn zu Beginn andere ablehnend oder irritiert reagieren.
Gelingt dies, werden sich tatsächlich höchst wahrscheinlich mit der Zeit folgende Effekte einstellen:

  • mehr Klarheit ,was das Wesentliche ist und was jeweils im Vordergrund stehen sollte
  • mehr Fokus auf eine Sache, gemeinsam
  • mehr Kreativität, da wo man nicht weiter kommt
  • mehr und tieferes Verständnis anderer Perspektiven (Empathie), was zu besseren Entscheiden führt
  • mehr Möglichkeiten nicht rationale Impulse(Intuition) zu erkennen und in das Handeln zu integrieren.

Schliesslich erhöht Achtsamkeit die individuelle und kollektive Widerstandsfähigkeit, gerade in Zeiten von Unsicherheit und grossen Herausforderungen sowohl im beruflichen wie auch im privaten Leben.
Diskutiere mit in der Leader’s Lounge am 16. September (siehe Link oben).

„Realize deeply that the present moment is all that you ever have. Make the Now the primary focus of your life.“

Eckhart Tolle